Am heißesten Punkt des Kalten Krieges
Parzival-Mittelschule Amorbach besucht den »Point Alpha«
Dass das Thema der Fahrt so brandaktuell werden würde, ahnte in der Klasse VK 1 der Amorbacher Mittelschule im Winter noch niemand. Damals hatte der Klassenlehrer auf Einladung der zuständigen Jugendoffiziere der Bundeswehr eine Fahrt zur Gedenkstätte Point Alpha organisiert, die am 5. Mai durchgeführt wurde.
Dieser Ort, der rund 30 km nordöstlich von Fulda liegt, war der westlichste Punkt der ehemaligen DDR und auch aufgrund der topographischen Verhältnisse die wahrscheinlichste Region für den Ausbruch eines Krieges zwischen den hier aufeinandertreffenden Militärbündnissen der bipolaren Welt. Wegen dieser Bedeutung wurde die Stelle während des Kalten Krieges unter direkte amerikanische Beobachtung und Absicherung gestellt und bekam die Bezeichnung „Point Alpha“.
In Begleitung von Hauptmann Christian Rumpel erkundeten die Zehntklässler zunächst im Rahmen einer Führung das dort errichtete Dokumentationszentrum und konnten somit das im Unterricht erworbene Wissen über diese wichtige Phase der Geschichte vertiefen. Die Relikte der Grenzanlagen vermittelten dann ein anschauliches Bild der irrsinnig perfektionierten DDR-Grenzsicherung. Was bis 1989 undenkbar gewesen wäre: Völlig ungehindert überschritt die Klasse schließlich die ehemalige innerdeutsche Grenze, um im früheren US-Camp den Ausführungen eines Zeitzeugen zu folgen. Die Erzählungen über seine lebensgefährliche Flucht 1964 fesselten und faszinierten die Jugendlichen zutiefst. Mit seinem eindringlichen Appell „Kämpft um und für die Freiheit!“ ging diese beeindruckende „Grenzerfahrung“ zu Ende.
Bernhard Springer
Außergewöhnliche Grenzerfahrung: Schüler der Klasse VK1 der Amorbacher Mittelschule an der ehemaligen innerdeutschen Zonengrenze.
Fotos: Bernhard Springer